Das Atelier liegt in einer Sackgasse im Osten von Paris unweit des Gare de Lyon. Wenn man die Tür mit der blauen abblätternden Farbe öffnet, gelangt man in einen kleinen Licht durchfluteten Hinterhof, wo links eine steile Treppe hoch ins Atelier im ersten Stock führt. Es ist heiß. Das Licht in dem Raum mit seinen rauen Bodendielen und den unbehandelten Wänden ist besonders. Weich, könnte man sagen. Wir treffen Stefan Rappo: Glatze, Brille, kurze Hose, dem Wetter angemessen. Unprätentiös, vielleicht sogar pragmatisch, aber leidenschaftlich und nimmermüde in seiner Begeisterung für das Licht im Atelier und mit unaufdringlicher Subtilität, wenn es darum geht, Bewegung vor der Kamera zu erzeugen und diese in seinen Fotos einzufangen. Eigenschaften, die seine ästhetischen Nude-Serien bereits ahnen lassen.
Stefan Rappo entdeckte sein Talent für die Fotografie spät. Im Alter von 30 Jahren gab er seinen Job als Designer und Konstrukteur schwerer Forstmaschinen auf und verließ die Schweiz, um an der Ecole de la Photographie in Toulouse zu studieren. Nach seinem Abschluss im Jahr 2004 zog er nach Paris, wo er als Studioassistent zu den PIN UP Studios kam. Er entdeckte die Welt der professionellen Fotografie, arbeitete an unzähligen kommerziellen Produktionen mit und entwickelte seine Leidenschaft für Bildgestaltung. Nach Stationen bei renommierten Modefotograf:innen wie Camilla Åkrans und Bruno Aveillan arbeitete er acht Jahre lang mit dem weltbekannten und 2019 verstorbenen Fotografen Peter Lindbergh zusammen. Aus der Zusammenarbeit, die von Leidenschaft für Kreativität und Hingabe an die Fotografie geprägt war, entstand eine tiefe Freundschaft, die seinen Stil prägt. Stefan Rappos Fotografien werden regelmäßig international in der deutschen und britischen Vogue, dem W-Magazine, dem MAX Magazine und GQ France veröffentlicht.
Innerhalb von drei Stunden entsteht in dem Pariser Atelier eine Fotostrecke von Stefan Rennicke (KAYA&KATO) und Bernd Keller als Auftakt für ein Ende des Jahres stattfindendes Fotoshooting der gemeinsam entwickelten neuen KAYA&KATO Kund:innenkollektion. Designt wurde sie von Bernd Keller, dem ehemaligen Creative Director Apparel Puma, Director Sportswear HUGO BOSS und COO des Modekonzerns Marc-o-Polo. KAYA&KATO beteiligte sich ebenfalls am Design und ließ das Arbeitsbekleidungs-Know-how einfließen. Eine Kombination, die zeigt, dass Mode und Arbeitsbekleidung sich ergänzen und neues entstehen lassen kann.
Die inspirierende und freundschaftliche Zusammenarbeit hat auch darin bestärkt, dass Arbeitsbekleidung wertiger präsentiert werden muss. Es müssen neue und überraschende Facetten gezeigt werden. Auch die steigenden Ansprüche der späteren Träger:innen der Bekleidung unterstreichen diesen Anspruch. Arbeitsbekleidung ist nicht mehr nur Arbeitsbekleidung, sondern hat einen Anspruch an Mode - nur zeitloser und langlebiger.
Web stefan-rappo.com
Autor Stefan Rennicke
Fotocredit Stefan Rappo