Ausgezeichnete Ideen für den Food-Wandel: Weltverbesserer-Wettbewerb für vorbildliche Restaurants, Gemeinschaftsverpflegungen und Produzent*innen
Immer mehr Betriebe der Gastronomie, Gemeinschaftsverpflegung und Lebensmittelproduktion haben die Zeichen der Zeit erkannt: Es geht um Transformation hin zu nachhaltiger, fairer und besser. Konzepte, die sich hierbei besonders hervortun, zeichnet der „Weltverbesserer-Wettbewerb“ aus. Kürzlich fand die diesjährige Verleihung in Berlin statt.
Dumplings aus überschüssigen Lebensmitteln, die sonst weggeworfen worden wären, Zero-Waste-Restaurants oder vegane Foodlinien für Kantinen: Der „Weltverbesserer-Wettbewerb“, 2019 ins Leben gerufen, zeichnet Konzepte aus, die Nachhaltigkeit und Genuss, verantwortungsvollen Umgang mit Ressourcen und Qualität gekonnt miteinander verbinden. Vergeben werden die Preise in drei Kategorien (Restaurants, Gemeinschaftsgastronomie und Foodprodukte). Eine siebenköpfige Expert*innen-Jury, bestehend aus Köch*innen, Foodherstellern, kulinarischen Berater*innen und Marketing-Profis, trifft eine Vorauswahl der Einreichungen und entscheidet beim Finale, welche von den je Kategorie um den Sieg pitchenden Bewerber*innen am Ende ganz oben auf dem Treppchen landet. Die Bewertungskriterien sind unter anderem die Verwendung frischer und biologischer Zutaten, saisonaler und regionaler Produkte, Vermeidung von Abfällen und Foodwaste, Energieeffienz und – bei den Gastro- und GV-Konzepten — nachhaltige Ausstattung, Bekleidung und Interieurs.
Regenerative Pizza und gerettetes Gemüse
Nachdem der Wettbewerb dreimal hintereinander digital stattfand – aus bekannten Gründen –, gab es Anfang Mai 2023 wieder ein Live-Finale, zu dem sich das Fachpublikum ins „Engelnest“ in Berlin-Schöneberg einfand. Pitches à 9 Minuten standen dort an: Julius Palm von „Followfood“ aus Friedrichshafen präsentierte am Beispiel der vom Unternehmen kreierten Bianca-Pizza, wie sich Klima- und Bodenschutz aufs Teigrund bringen lassen – nämlich in Form biologischen und regenerativ angebauten Gemüses und Getreides, das zum Erhalt der wertvollen Hummusschicht beiträgt, die CO2 speichert. 12 Tonnen Gemüse pro Woche rettet der Berliner Händler „Querfeld“ mittlerweile deutschlandweit, es wird an 80 Großküchen sowie online kistenweise an Privatpersonen verkauft. Säfte, Schorlen, Cider und alkoholfreien Secco aus Früchten von Streuobstwiesen produziert und vetreibt „Wiesenkiez“ aus Fulda und sorgt damit für den Erhalt dieser heimischen Natur-Refugien.
100% Bio in der Allianz-Kantine
Dass eine konservative Versicherung das erste Unternehmen der Stadt (Hamburg) sein kann, das seine Kantine auf 100% Bio umstellt, präsentierte „Allianz Trade“ mit seinem Vertragspartner „apetito Catering“: Fast 90% der Belegschaft stimmte für diese Umstellung, trotz leichter Preiserhöhungen. Ein ganzheitliches Ernährungskonzept von eigenen Farmen über Food-Linien für Business-Catering wie für Kitas sowie eigene Restaurants hat „Organic Garden“ auf den Weg gebracht. „Heavens Kitchen“ aus Stuttgart macht mit Menüs, bei denen die veganen Speisen auf kompostierbarem Papier statt auf Tellern aufmerksamkeitsstark auf den Tischen inszeniert werden, auch Carnivoren Lust auf pflanzenbasierte Küche. Und das Ende 2022 eröffnete Restaurant „Happa“, ebenfalls pflanzenbasiert, haben die Gründerinnen Sophia Hoffmann und Nina Petersen auf ihre eigenen Bedürfnisse sowie ihres Teams zugeschnitten. „Hobenköök“ aus Hamburg wiederum präsentiert sich als Mischkonzept aus Restaurant und Markthalle mit nachhaltigen Zutaten.
„Wir glauben an die Kraft der Wirtschaft“
Am Ende fiel die Jury-Wahl auf „Followfood“, „Organic Garden“ sowie „Heavens Kitchen“. Während die „regenerative Pizza“ nachhaltige Ernährung einfach im Einkaufsalltag macht, ist das Food- und Küchenkonzept von „Organic Garden“ auch ohne Profi-Köch*innen umsetzbar – und bei „Heaven’s Kitchen“ überzeugte die Kombination aus Überzeugungsarbeit für pflanzliche Küche und deren unkonventionelle Darbietung. Sie erhalten als Preise Unterstützung in ihrer Nachhaltigkeits-Kommunikation, Medienleistungen bzw. Klimaschutz-Workshops. Doch dass alle, die hier teilgenommen Gewinner sind, ist in diesem Falle wirklich einmal keine Floskel. Denn sie alle tragen vorbildlich zu einer Veränderung innerhalb der Food-Branche, die einen enormen gesellschaftlichen Impact hat, bei. „Wir glauben an die Kraft der Wirtschaft – wenn man einmal bedenkt, wie viele Menschen wir mit Gastronomie, der Gemeinschaftsverpflegung oder Lebensmitteln erreichen können“, so Balázs Tarsoly von der Berliner Agentur „Branding Cuisine“, die den Wettbewerb ins Leben gerufen hat. Er freut sich, dass es immer mehr Ideen und Konzepte gibt, die ihren Teil zu einer Weltverbesserung beitragen.
Es geht weiter!
Auch 2024 wird es wieder einen Weltverbesserer-Wettbewerb geben. Wer sich für die nächste Ausgabe bewerben oder von den Konzepten und ihren Ideen inspirieren lassen möchte – mehr Informationen gibt es unter www.weltverbesserer-wettbewerb.de
Autor Jan-Peter Wulf vom Nomyblog
Fotos Marie Haefner, Pexels