In der dänischen Hauptstadt gibt es – gemessen an der Einwohnendenzahl – mehr Sternerestaurants als in jeder anderen Stadt der Welt.
Aber auch jenseits der Sterneküche lieben die Dän:innen Essen. Egal ob traditionelle Gerichte, Hotdogs oder die leckeren Kuchen. Wer Gastronomien und Restaurants liebt, ist in Kopenhagen genau richtig.
Oysters & Grill
Das erste Restaurant ist das Oysters & Grill in Nørrebro. Der Stadtteil ist bunt und jung: Viele Studierende, niedriger Altersdurchschnitt, schöne Cafès und lang geöffnete Bars, Einwanderer mit kleinen Läden und Shawarma-Imbissen. Wenn man die Nørrebrogade, eine der Hauptstraßen, heruntergeht und irgendwann rechts in die Sjællandsgade abbiegt, liegt direkt auf der linken Seite das Oysters & Grill. Ein zweistöckiges Restaurant, das auf Seafood und gegrilltes spezialisiert ist. (Online-)Reservierungen sind notwendig – und wer die Reservierung nicht im vorgegebenen Zeitraum absagt, muss Geld bezahlen. Eine ziemlich gute Regelung, um den Gastronom:innen Planungssicherheit zu geben.
Schlichtes weißes Geschirr steht auf bunten Plastiktischdecken mit floralen Mustern. An der Rückwand des Raums hängt ein großer Schwertfisch. Der Service ist freundlich und vergnügt, was eine erfrischende Grundstimmung in Kopenhagen zu sein scheint. Der Dark & Stormy als Aperitif ist ausgezeichnet, sodass man direkt noch einen zweiten bestellt – trotz des hohen Preises. Denn in Dänemark sind alle alkoholischen Getränke verhältnismäßig teuer.
Wir bestellten Austern: Poésie, Roumegous Spéciale und Gillardeau Spéciale. Danach Ceviche mit Mango und Koriander, Steak Tartare und Sparerips mit Limette, Knoblauch und Rosmarin. Oysters & Grill ist eins von diesen Restaurants, in das man sich leicht verliebt, das man in Erinnerung behält und in das man immer wieder gehen möchte. Alle Gerichte haben großartig geschmeckt – was aber nicht der Grund dafür ist. Im Oysters & Grill ist es das Gesamtpaket, die Atmosphäre des Abends und die Mischung der Gäst:innen. Neben den vielen Pärchen, die zum Essen kamen, saß die distinguierte Familie, die mit wahrhaftem Genuss und zurückhaltender Freude die große Seafood Platte aß, während neben uns Heavy Metal Gourmets Platz nahmen, die auch direkt aus Wacken hätten kommen können.
Torvehallerne
Torvehallerne, die Markthallen nahe des zentral gelegenen Bahnhofs Nørreport. An über 60 Ständen gibt es hier Backwerk, Fleisch, Gewürze und Tee, frischen Fisch, Wein und Schokolade. Es wird viel Wert auf Handwerk gelegt. Der Metzger zerlegt Fleisch auf einem Holzblock. Am Messerstand werden Klingen geschliffen. Ein Highlight ist der Stand Hallernes Smørrebrød, mit einer Vielzahl an fantastischem Smørrebrød. Trivial ausgedrückt handelt es sich um Butterbrote, deren kulinarischer Belag von Shrimps, Paté, eingelegtem Hering über Lachs und dänischen Hackbällchen bis zu Curry Hühnchen reicht.
In Dänemark können diese „Butterbrote“ Kunstwerke sein, deren liebevolle und detaillierte Anrichtung schon fast an die japanische Kunst des Servierens von Speisen erinnert. Smørrebrød hat nichts mit den oft lieblos geschmierten Brötchen deutscher Bäckereien gemein, wo jeder noch so leckere Belag unter dicken Schichten billiger Remoulade erstickt und mit labberigen Tomatenscheiben garniert wird.
Hija de Sanchez
Vor den Hallen direkt bei den Obst- und Gemüseständen gibt es einen weiteren Ort, an dem man unbedingt gewesen sein muss: die 2015 von Rosio Sanchez gegründete Taqueria Hija de Sanchez. Die frühere Pâtisserie-Chefin des weltbekannten Restaurants Noma von Rene Redzepi setzt mit ihren Tacos beeindruckende Maßstäbe. Täglich wechseln die drei verschiedenen Füllungen. Aber der wahre Unterschied liegt in dem frisch zubereiteten Tortillateig, der nun wirklich gar nichts mit den Fertigfladen aus Supermärkten zu tun hat.
Die gut gelaunten Mitarbeitenden drehen den gelben Tortillateig durch eine Walze und backen die Fladen auf der heißen Herdplatte, um den fertigen Tacos danach die köstlichen Füllungen zu geben. Ein Schuss – mal groß, mal klein, abhängig vom Schärfegrad – von den Habanero-Saucen und der perfekte Taco ist fertig. Danach noch eine Magarita - und man hat an dem einfachen Holztisch vor den Markthallen eine perfekte Zeit.
The Standard - Almanak
Das Almanak befindet sich im schönen The Standard Gebäude in der Nähe der Inderhavn-Brücke und des Nyhavn. Das langgezogene in zwei unterschiedlichen Petroltönen gestrichene Gebäude mit der eleganten Rundung auf der einen Gebäudeseite beherbergt vier unterschiedliche Gastronomiekonzepte: das Spitzenrestaurant STUD!O, das Mission mit seiner mediterranen Küche mit kalifornischen Einflüssen, einen exklusiven Private Dining Room und das dänische Bistro Almanak.
Die Bezeichnung dänisches Bistro ist skandinavisches Understatement. In dem langgezogenen Gastraum mit seinen großen Fenstern, wählt man abends zwischen einem Drei- und Fünf-Gänge Menü, das durch weitere Gänge ergänzt werden kann. In den Gerichten wird das verarbeitet, was die jeweilige Jahreszeit zu bieten hat. Das Angebot reicht von geräucherten Jakobsmuscheln über pochierten Kabeljau aus Langø mit neuen dänischen Kartoffeln, Zitronenmayonnaise und Bärlauch bis zu gegrilltem weißem Spargel mit gebräunter Butter und eingelegten weißen Johannisbeeren. Zum Abschluss dänischer gereifter Käse mit karamellisiertem Quittenkompott. Zubereitet wird alles in der offenen Küche. Das Almanak ist Fine Dining auf sehr hohem Niveau in typisch dänisch unverkrampfter Atmosphäre. Mittags bietet das Almanak eine schöne Auswahl an Smørrebrød, die man bei gutem Wetter draußen auf der Terrasse am Wasser genießen kann.
Und ja: wir waren auch beim Noma. Und nein: wir haben dort nicht gegessen. Es war einfach kein Platz zu bekommen. Wie ehrfürchtige Pilger sind wir den Weg auf die Wallanlagen von Christianshavn bei regnerischem Wetter zu Fuß gegangen. Das Noma liegt ruhig, umgeben von Wasser, fast wie auf dem Land. Wir haben einen Blick auf den langgezogenen Bau werfen können, links flankiert von Gewächshäusern, an denen sich wiederum Beete anschließen, in denen Köch:innen schon geschäftig herumliefen.
Es war klar: das nächste Mal werden wir auch dort essen. Ganz sicher.
Fotocredits Oysters & Grill | Chris Tonnesen, Nick Karvounis, Unsplash | Jay Wennington, Unsplash | Krisztian Tabori, Unsplash